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Ozeanriesen der Urzeit Forscher finden Überreste eines riesigen Fischsauriers

Im US-Bundesstaat Nevada hat ein Forschungsteam Fossilien eines gewaltigen Ichthyosauriers entdeckt. Die tonnenschweren Giganten beherrschten bereits 200 Millionen Jahre vor den Walen die Meere.
Nachbildung zweier Shonisaurus, einer Gattung der Fischsaurier

Nachbildung zweier Shonisaurus, einer Gattung der Fischsaurier

Foto: picture alliance / Nobumichi Tamura

Fischsaurier faszinieren die Wissenschaft bereits seit Jahren: Die Ozeanriesen waren die wohl größten Wirbeltiere ihrer Zeit und legten eine Evolution in Rekordzeit hin. Im US-Bundesstaat Nevada hat nun ein deutsch-amerikanisches Forschungsteam ein weiteres Fossil eines gewaltigen Ichthyosauriers entdeckt, der vor 246 Millionen Jahren durch den Ozean streifte.

Allein der Schädel der bislang unbekannten Art Cymbospondylus youngorum war mit etwa zwei Metern Länge so groß wie ein Konzertflügel. Insgesamt sei das Tier vermutlich etwa 18 Meter lang und 45 Tonnen schwer gewesen, schätzt die Gruppe um den deutschen Wissenschaftler Martin Sander im Fachmagazin »Science« . Das entspricht etwa der Größe und dem Umfang von heutigen Finnwalen.

Durch den Fund konnten sie weitere Erkenntnisse über die Saurierart gewinnen. Auffällig ist nicht nur die Größe der Urtiere, sondern auch, dass sich solche Ozeanriesen damals offenbar in Rekordzeit entwickeln konnten. Denn erst relativ »kurz« vorher, vor etwa 252 Millionen Jahren, hatte das Massensterben am Ende der Permzeit etwa 80 Prozent der Meeresbewohner ausgelöscht. Die Fischsaurier entwickelten sich aber schnell in verschiedene Arten und besetzten die nach dem Massenaussterben frei gewordenen Nischen im Meer.

»Die frühe Evolution der Ichthyosaurier zeigte anscheinend einen schnellen Aufstieg des Gigantismus, und Cymbospondylus youngorum stellt das größte Wirbeltier seiner Zeit dar, sowohl an Land als auch im Wasser«, schreiben Lene Liebe Delsett und Nicholas Pyenson von der Smithsonian Institution in Washington in einem »Science«-Kommentar.

Die evolutionäre Geschwindigkeit des Wachstums sei möglicherweise unter Wirbeltieren der Meere beispiellos. Während Wale etwa 90 Prozent ihrer 55 Millionen Jahre langen Geschichte dazu brauchten, sich zu Riesen zu entwickeln, hätten Ichthyosaurier dies schon früh in ihrer 150 Millionen Jahre dauernden Entwicklung geschafft.

Große Augen und eine Vorliebe für Tintenfische

Das erste – derzeit bekannte – Ichthyosaurier-ähnliche Tier tauchte vor etwa 249 Millionen Jahren auf und war nicht einmal einen halben Meter groß. Dass weitere 2,5 Millionen Jahre später schon ein solcher Riese wie der nun gefundene Cymbospondylus youngorum die Meere bewohnte, ist laut den Wissenschaftlern überraschend – denn seine große Körpermasse musste mit Energie versorgt werden, die Meere mussten also genügend Beutetiere bereithalten. Aus der Anatomie von Maul und Zähnen schließen die Forscher, dass die Art sowohl Fische und Tintenfische als auch kleinere Meeresreptilien fraß. Der Ichthyosaurier hatte demnach sehr große Augen, was ihm weitere Vorteile bei der Nahrungssuche verschaffte.

Ein Kieferknochen eines riesigen Ichthyosauriers (Fischsaurier)

Ein Kieferknochen eines riesigen Ichthyosauriers (Fischsaurier)

Foto: Dean Lomax/ dpa

Noch etwas größere Ichthyosaurier – wie die mehr als 20 Meter langen Shonisaurus popularis und Shastasaurus sikanniensis – tauchten nach heutigem Kenntnisstand erst 20 bis 30 Millionen Jahre später auf, die ersten Landbewohnern mit vergleichbarem Gewicht sogar erst mehr als 40 Millionen Jahre später, wie das Team betont.

Erstaunliche Gemeinsamkeiten mit Walen

Erst vor knapp hundert Millionen Jahren seien die Ichthyosaurier verschwunden, möglicherweise aufgrund klimatischer Veränderungen, schreiben Delsett und Pyenson weiter. »Die Geschichte der Ichthyosaurier zeigt uns, dass Meeresriesen nicht unbedingt zu marinen Ökosystemen gehören müssen. Das ist eine wertvolle Lektion für uns alle im Anthropozän, gerade wenn wir die Präsenz der überlebenden heutigen Ozeanriesen aufrechterhalten wollen.«

Bereits vor drei Jahren entdeckten Forscher an einem Strand in Großbritannien ein Fossil, das zu einem der größeren Fischsaurier gehören könnte. Sie schätzten, dass der dazugehörige Saurier mindestens 20 bis 25 Meter lang war, möglicherweise auch größer.

Ichthyosaurier bewohnten die Erde insgesamt rund 150 Millionen Jahre lang. Zum Vergleich: Wale (Cetacea) gibt es erst seit gut 50 Millionen Jahren. Davon abgesehen teilen Ichthyosaurier und Wale jedoch eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten. Dazu zählen etwa die extreme Körpergröße, die Fortbewegung vor allem mithilfe der Schwanzflosse und der Umstand, dass Vorläufer beider Gruppen bereits an Land gelebt hatten.

sug/dpa
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